Eugen wird am 27. Juni in Cluj, dem ehemaligen Klausenburg, Rumänien geboren. Nach Adrian ist er das zweite Kind von Livia und Theodor Ciceu. Sein Vater ist orthodoxer Priester und seine Mutter Hausfrau und Mutter – ursprünglich wollte sie professionelle Sängerin werden. Seine Mutter hatte einen ungarischen Geburtsnamen, weshalb zuhause auch ungarisch gesprochen wurde.
Eugen und Bruder Adrian
In dem Haus, in dem die Familie Ciceu lebte, steht eines morgens plötzlich die Tür zur Nachbarwohnung offen. Es ist Krieg. Die Deutschen hatten das Land schon überrannt und waren nach Russland weitergezogen. Nach der Niederlage kommen sie zurück, jetzt gefolgt von den Russen. Offensichtlich hatte die Familie über Nacht fluchtartig ihre Wohnung verlassen und alles zurückgelassen. Eugen spielte gerade im Treppenhaus mit seinem Bruder und sieht die offene Wohnungstüre. Er geht zaghaft und neugierig in die Wohnung und entdeckt ein Klavier. Er beginnt zu spielen. Vom ersten Augenblick an war es kein kindliches Geklimper, sondern hatte gleich Form und Melodie. Adrian ruft nach seiner Mutter, und von da an wollte Eugen nur noch Klavier spielen.
Umzug der Familie von Regin, doch Eugen bleibt wegen seines Klavierunterrichts in Klausenburg zurück.
Umzug der ganzen Familie nach Bukarest, wo Eugen auf ein musisches Gymnasium geht.
Erste Klavierkonzerte im Rumänischen Rundfunk mit dem Philharmonischen Orchester.
Erster Preis beim rumänischen Bundeswettbewerb junger musikalischer Interpreten.
Studium auf dem Nationalkonservatorium in Bukarest.
Eugen gründet mit seinem älteren Bruder, der Schlagzeuger ist, das Orchester Electrocord und unternimmt Tourneen durch Rumänien, Ungarn sowie die damalige Tschechoslowakei. Er nimmt zwei kleine Schallplatten auf und spielt im Fernsehen und Rundfunk.
Adrian, der Eugen mit Jazz in Kontakt brachte, wechselt zum Philharmonischen Orchester nach Bukarest, also zur Klassik, während Eugen beim Swing Jazz verbleibt.
"Progessisti", 1961 Hotel Astoria, Sofia
Eugen tourt mit den „Progressisti“ bis nach Sofia, wo er angeblich zum ersten Mal seine spätere Frau Lilli trifft. Später wechselt er zu „Ambassador Jazz Quintett Bukaresti“, mit dem er sich im September1962 nach West-Berlin absetzt. Die Namen „Progressisti“ und „Ambassador“ beschreiben treffend das Selbstverständnis der Musiker und ihr Verständnis der Musik.
Bau der Berliner Mauer
Bei einer Tournee durch Ostdeutschland feiert das „Ambassador Jazz Quintett Bukaresti“ triumphale Auftritte im Café Zenner in Ost-Berlin. Mehrmals nehmen die Musiker ein Tagesvisum, um den Westteil der Stadt zu besuchen.
Marius (Boby) Marcu
Am 24. September treffen sie sich in der Bar im Hilton und beschließen nicht mehr in den Ostteil zurückzukehren. Aufgrund des Mauerbaus und täglicher Fluchtversuche, herrschte eine brisante Stimmung entlang des „Eisernen Vorhangs“. Bis auf den Saxophonspieler (Boby Marcu), der gerade einen Sohn bekommen hatte, setzen sich alle Musiker in den Westen ab.
Es war notwendig, gleich in andere Länder weiterzureisen, um sich dem Zugriff östlicher Agenten in West-Berlin zu entziehen. Der deutsche Jazz-Papst Joachim Ernst Berendt (1922-2000) berichtet 1965 in den Liner Notes von Rokoko-Jazz, dass Eugen über Österreich und die Schweiz zuerst nach München gekommen ist, wo er von Freddie Brocksieper (1912-1990) in die lokale Jazz-Szene eingeführt wurde. Heinz Lengefeld berichtet, dass bereits in dieser Zeit sein Nachname in Cicero geändert wurde. Von wem die Idee dazu letztlich kam, lässt sich heute nicht mehr feststellen
Portrait-Zeichnung 23.10. 1965 in München (unbekannter Künstler)
Künstlerfoto, datiert 1962,
Foto Steiner in Zürich.
Künstlerfoto, ohne Datum,
Hans Ernst Müller, Hamburg
Künstlerfoto, 1965,
German Hasenfratz, MPS
Vermutlich hat ihn der Produzent Werner Schmidt nach Zürich geholt, wo er Hauspianist im „Kindli“ wurde. Wieder zurück in München, hat ihn Freddy Brooksieper 1964 mit nach Stuttgart genommen, wo er mit dem Bassisten Peter (Fifi) Witte (1930-2007) im Chez-Nous im Trio auftrat (Memories Witte, Wendland und Lutz). Peter Witte und Charly Antolini bildeten die Rhythmusgruppe bei dem Südfunktanzorchester Erwin Lehn, waren aber auch Studiomusiker bei MPS in Villingen.
Im MPS-Studio: Eugen mit Peter Witte und Charly Antolini 14. März 1965
1966 Swinging Tschaikowsky
1968 Romantic Swing, (Franz Liszt)
1970 Balkan Rhapsodie
Eugen und Lilli
waren im Oktober bereits verlobt und haben im gleichen Jahr noch geheiratet.
Die Münchner Abendzeitung bezeichnete sie 1977 bei der Trennung als „schwarzäugige Tänzerin“.
Big Band des SFB
Seit Ende 1965 spielt Eugen Cicero beim RIAS Tanzorchester (Radio in the American Sector) und 1970 holt ihn Paul Kuhn als Pianist in die BIG- BAND des SFB (Sender Freies Berlin).
Eugen nimmt seinenWohnsitz zusammen mit Lilli in Berlin.
Er bekommt vom Berliner Senat eine Villa im Grunewald gestellt.
Am 6. Juli 1970 wird Roger geboren.
Eugen und Lilli mit Sohn Roger
Am 10. August unterschreibt Eugen bei Intercord in Stuttgart einen 10-Jahres-Vertrag.
Erste Japantournee durch 9 Städte.
Deutscher Schallplattenpreis für „Eugen Cicero plays Schubert“ mit dem Württembergischen Kammerorchester unter der Leitung von Jörg Färber. Zur Urkunde
Der Münchener Express schreibt am 10. Dezember: „Scheidungsschock Starpianist Eugen Cicero spurlos verschwunden“. Er erleidet eine schwere Schaffenskrise. Konzerte müssen abgesagt werden und Alkohol wird zum Problem. Er verlegt seinen Wohnsitz von Berlin nach München.
Wieder Konzerte in Berlin und mit Caterina Valente & Stan Getz auf Tournee in Südafrika.
Tod des Vaters Theodor.
Kennenlernen von Angelika Meier-Hanka und gemeinsamer Wohnsitz in der Schweiz.
Erstes Konzert im Bernhard Theater in Zürich,
mit Roman Dylag am Bass und Rolf Bänninger am Schlagzeug.
Nach längerer Pause konzertiert Eugen Cicero wieder in Berlin im Kleinen Theater.
Zweite Japantournee durch 12 Städte.
Das HOHNER-KONSERVATORIUM in Trossingen bietet eine Meisterklasse mit Eugen Cicero an. Die als zweisemestriger Studiengang konzipierte Veranstaltung wird offensichtlich nicht realisiert.
Im gleichen Jahr veröffentlicht der Hohner-Verlag das „erste und einzige Klavierheft“ von Eugen Cicero (Nr. 00/135/100)
Eugen Cicero Trio spielt am 10. Juni auf den Jazz-Tagen in Ehingen an der Donau.
Immer am ersten Montag im November gibt er im Bernhard Theater in Zürich ein Konzert.
Am 12. Oktober 1991 unterschreibt Eugen einen Vertrag mit der Fa. Wersi über die Produktion einer CD, bei welcher er auf dem neuen Wersi Grand Piano spielt. Hierbei handelt es sich um einen „Flügel“, der ohne Saiten, dafür aber mit modernster Technik ausgestattet ist, und zu dem Eugen spontan sagte, „Warum hat es das nicht schon früher gegeben?“
Musikmesse Frankfurt
Eugen Cicero mit W. E. Franz und R. Franz
Frankfurter Messe 1992
Wersi Piano
Im Studio bei der Aufnahme der Wersi-CD „Handmade“.
Gleichzeitig unternimmt Eugen zur Promotion des „Wersi Flügels“ eine Tournee, die ihn unter anderem am 19. Juni nach Wien führt, wo er im „Tabakmuseum“
sein einziges Konzert in Wien gibt.
Eugen ist auf der Frankfurter Musikmesse und macht Werbung für das Wersi Grand Piano und trifft dabei auf Decebal Badila. Sie schließen Freundschaft und tauschen Adressen aus, da Eugen dringend einen guten Bassisten benötigt.
Dritte Japantournee
Geburt der Tochter Christiana Katinka Meier am 11. April 1994.
Christiana, 1996
Christiana, 2018
Eugen Cicero befindet sich im August für ein Konzert in Bukarest. Als seine Mitmusiker nicht kommen, bittet er den bekannten Redakteur Florian Lungu um Kontaktdaten zu Decebal Badila, den er vor zwei Jahren auf der Musikmesse in Frankfurt kennengelernt hat. Nach einer kurzer Probe geben sie ihr erstes gemeinsames Konzert im Sala Radio in Bukarest.
Eugen Cicero und Decebal Badila
Adrian, Mutter Livia, Eugen, Decebal
Mutter Livia Ciceu besucht ihre Söhne in Berlin. Hier auf dem Foto mit Decebal Badila, bei einem Besuch der Berliner Philharmonie.
Am 5. Oktober geben Eugen Cicero und Decebal Badila ein Konzert in Bratislava.
Eugen Cicero mit Decebal Badila
Am 13. Dezember gibt Eugen Cicero mit Decebal Badila ein Konzert in Überlingen.
Letzte Konzerte im März in Leipzig, April in Köln und am 4. Oktober 1997 in Cottbus bei den Chopin-Tagen im Trio mit Decebal Badila und Roland Höppner. Mit diesem Exklusiv-Konzert für Frédéric Chopin kehrt Eugen wieder zu seinen musikalischen Wurzeln zurück.
Foto: Kazue Hirano
Eugen stirbt am 5. Dezember in Zürich an einem Gehirnschlag. Am 15. Dezember nehmen seine Freunde und Familie Abschied bei einer großen Trauerfeier in der russisch-orthodoxen Kirche am Hohenzollerndamm in Berlin.
Tod der Mutter Livia (83), in Klausenburg.
Geburt von Enkel Louis in Hamburg.
Am 24. März stirbt Roger in einem Krankenhaus in Heidelberg.
Am 24.Juli 2017 stirbt Adrian in einem Hospiz in Berlin.